Freitag, 7. April 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 2. Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Haus Aspel 1894

Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Da schallt von unten die Stimme des Burgherrn. Scharf, befehlend. Knechte laufen hin und her, das Tor wird dröhnend zugeschlagen. Die Gräfin geht mit Irmgard dem Vater entgegen, der aufgebracht vor seinem Knecht steht und einen Streifen gesiegelten Papiers hält, das ihm der Kapellean gleich lesen soll. Im selben Augenblick mit der Gräfin und Irmgard tritt dieser zu der finsteren Gruppe. Der Knecht ist vom Herrn Godizos Mannen aufgehalten worden, als er voller Heimlichkeit Botschaft trug zwischen Udela und Balderich: „Wenn du mir helfen willst gegen Aspel, soll es dich nicht reuen. Gemahl der Udela zu heißen, ist wahrlich nicht geringe Ehre“…

„Du kannst gehen“, herrscht der Graf den Knecht an, „sag Deiner Herrin, du habest die Botschaft in die rechten Hände gelegt, und laß dir den Botenlohn von ihr selbst auszahlen.“

Auf Aspel begann noch am gleichen Tag gewaltiges Rüsten. Man wusste, dass man sich vorzusehen hatte. Bei all dem herrschte ruhige Zuversicht. Graf Godizo durfte es auf eine Belagerung ankommen lassen. Seine Burg war weitum gerühmt wegen ihrer Festigkeit und der Höhe ihrer Türme. Sie war nur von einer Seite her für den Feind zugänglich. Auf allen anderen jedoch aufs trefflichste geschützt durch „ das Meer“ und das sie umgebende Sumpfgelände.

Es dauerte denn auch nur wenige Tage, bis der Wächter heranziehende Reiter meldete. Balderich schickte sich mit anderen Verbündeten zu einem Sturm auf Aspel an. Vergeblich. Das Schloß behauptet sich. Wütend zogen die Belagerer schließlich wieder ab. Aber sie ließen ihren Zorn an der wehrlosen Bevölkerung in den benachbarten Gebieten aus. Fruchtbare Acker wurden verwüstet, die Gehöfte ein Raub der Flammen.

Der Graf aber war durch einen Pfeil an der Schläfe getroffen worden und liegt nun mit verwundener Stirn auf einem Lager. Seine Gemahlin sucht lindernde Salben und die weichsten Tücher, den Brand in der Wunde zu kühlen.

Irmgard streichelte leis die Hand des geliebten Vaters. Sie mag nicht wie sonst in den Garten hinuntergehen und zu ihrem Lieblingsplatz „ am Meer“. Sie sieht nicht die Sonne auf den Wegen vor dem Schloß. Sie sieht nur den Vater mit der dicken Binde um den Kopf, die Mutter, aus deren Antlitz jedes Lächeln gewichen ist. Wie soll man denn das Licht in das Dunkel tragen, wenn alles Licht zerbrochen ist und verweht wie Staub im Sturm? 

Fortsetzung => 3. Sturm des Schicksals

 

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