Dienstag, 12. Dezember 2017

Das vergessene Irmgardis-Klösterchen

Historische Ausstellung


Am Sonntag, den 3. Dezember 2017, gab es im Altbau des Irmgardis-Krankenhauses Süchteln eine historische Ausstellung. Diese gab dem Besucher Einblicke in die Entwicklung von Krankenpflege und Medizin in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Es wurden Exponate aus früheren Zeiten des Krankenhauses zusammengetragen. Bei weihnachtlichen Klängen öffneten sich alte Türen und man bekam einen Eindruck, wie es früher gewesen sein muss. Für ein paar Stunden wurde das altehrwürdige Gebäude aus seinem Schlaf erweckt.



In alten Trachten aus dem Krankenhausleben begrüßten die engagierten Schülern der Süchtelner Krankenpflegeschule die Besucher hier. Es gab Getränke und Glühwein. Klasse war, dass bis auf das letzte kleine Detail geachtetet wurde. Neben einer alten HB-Zigarettenschachtel auf dem Nachttisch und einem alten Metallföhn auf der Toilette. Ganz zu schweigen von den vielen Exponaten aus den alten Tagen der Medizin, sucht diese Ausstellung sicherlich ihresgleichen am Niederrhein.



 




Fotoausstellung

Besonders bemerkenswert war eine Fotoausstellung zum Krankhaus aus früheren Zeiten. Und ein kleiner historischer Abspann an der Wand. Dass neben dem Krankenhaus auch direkt ein Kloster angeschlossen war, ist vielleicht vielen Süchtelner nicht mehr bekannt. Dieses wurde auch "Irmgardis Klösterchen" genannt. Auffallend sind die vielen kleinen Heiligen-Nischen am Dachgiebel des Klostergebäudes. Rechts der noch heute erhaltene Altbau mit der Irmgardisstatue.
Das Krankenhaus reiht sich ganz klar in die Ideale der Krankenversorgung ein, welche die Hl. Irmgardis im 11. Jahrhundert von Rom nach Köln mitbrachte. In Köln hatte sie zu dieser Zeit das erste Hospiz in Mitteleuropa gegründet. Weitere Informationen dazu finden Sie hier und hier.

Zum Vergrößern das Bild anklicken.

Altes Irmgardis-Klösterchen, Irmgardiskrankenhaus
Beim näheren Betrachten endeckt man plötzlich einen neo-gotischen Erker. Dieser ist auf dem oberen Foto hinter dem Baum unterhalb der Irmgardisstatue zu sehen. Was ist das?

Altes Klostergbäude, Irmgardiskrankenhaus

Von der anderen Seite betrachtet, kann man den offensichtlichen Kapellenerker gut erkennen. Dieser soll dort bis 1965 gewesen sein. Interessant wäre zu erfahren, warum der Erker abgerissen wurde.

Erker der alten Krankenhauskapelle
Der Zweck dieses Erkers war nicht, von außen sichtbar zu machen, dass es sich um eine Kapelle handelt oder um Licht herein zu lassen. In dieser Niesche hatte der Altar der Kapelle und mit ihm der Tabernakel des Altars seinen Platz. Da in ihm Gott den Schwestern und den Gläubigen gegenwärtig war, sollte der Erker dem Zweck dienen, dass nichts über Gott stehen konnte. Das schlug sich in der Architektur nieder, diese Art von Kapellenerkern sind auch oftmals an Burgen und Schlössern zu beobachten.

Noch heute ist am Gebäude die Stelle gut zu erkennen, an welcher der Erker der Kaplle gewesen ist:

Abdruck des abgerissenen Erkers der Krankenhauskapelle, Winter 2017

Ein Blick wie die alte Krankenhauskapelle in ihrem Ursprung ausgesehen hat.

Alte Krankenhauskapelle, Ursprung

Desweiteren eine Aufnahme, welche die Kapelle im Zustand nach den "Umbrüchen" durch das zweite vatikanische Konzil (1960-1964) zeigt. Die Konzils "Früchte" mussten leider auch Einzug halten in die kleine Klosterkapelle des Irmgardiskrankenhauses in Süchteln. Wie eine solche brachiale Umgestaltung vollzogen werden konnte, bleibt unverständlich.

Alte Krankenhauskapelle, um 1960

Weitere Eindrücke aus den alten Tagen des Irmgardiskrankenhauses:

Krankenhausgarten mit Heiligenfigur, Irmgardiskrankenhaus
Mariensäule im Mariengarten, Irmgardiskrankenhaus
Krankenhausküche mit Ordensschwestern, Irmgardiskrankenhaus

Geschichte des Kloster und des Krankenhauses

1856 wurde durch Anregung des Pfarrers Gottfried Joseph Ringelhoven (1821 - 1859 Pfarrer in Süchteln) und durch kräftige Hilfe des Herrn Eynen das Irmgardis Klösterchen eröffnet, das zuerst eine Privatschule mit 80 Kindern war, dem eine Nähschule angegliedert wurde.
1857 erhielten die Schwestern den Unterricht in den Elementarschulen.
1860 am 21. Juni wurde der Grundstein zum Kloster gelegt und eine höhere Töchterschule untergebracht. (Eigentum der Genossenschaft)
1863 kaufte die katholische Pfarrgemeinde in Süchteln ein Grundstück zum Bau eines Krankenhauses, wozu aber erst am 19. August 1896 der Grundstein gelegt wurde. Die Schwestern übernahmen schon die ambulante Pflege in der Stadt.
1871 Als am 8. September die erste Pflegebedürftige eintraf, übernahmen die Schwestern die Pflege, und in kurzer Zeit stieg die Zahl der Kranken auf 52. Infolge einer schweren Epidemie wurde von der katholischen Pfarrgemeinde
1872 ein Epidemiehaus errichtet, zum Teil aus Spenden bei einer Hauskollekte.
1880 wurden im Epidemiehaus zahlreiche Scharlach- und Diphtheriekranke und
1891 viele Typhuskranke verpflegt.
1894 wurde der Grundbesitz des Krankhauses durch den Ankauf mehrerer Stücke vergrößert.
1897 begann man mit dem Anbau zum Krankenhaus (Flügel) wozu Frl. Tolles 18000 Mark stiftete.
1905 erwarb die katholische Pfarrgemeinde Süchteln das Besitztum des Klosters für 33000 Mark und bezahlte 16000 Mark in bar. Die Genossenschaft dagegen kaufte in Gegentausch das der Pfarrkirche gehörige Dietges (Stiegers) Erbe für 17000Mark, um eventuell dort die neue Schule mit Pensionat zu bauen.
1909 zu Ostern wurde die Schule ins Irmgardispensionat verlegt.
1931 wurde der Erweiterungsbau des Epidemiehauses gebaut, und
1934 der Verbindungsbau zwischen dem Hauptgebäude und dem Antoniushaus erichtet.