Freitag, 23. August 2024

Die hl. Irmgard von Aspel - 4. Das Fastentuch


Die Frühlinge ziehen über die fruchtebenen des Niederrheins. Die Sommer reifen die Lenzsaat zu neuem Brot. Herbste verglühen auf Strom und Wald in der wehmütigen Pracht abschiede. So sinken Jahre in gleichmäßiger Abfolge dahin und zeichnen, fast unmerklich erst, dann aber bestimmter und deutlicher, die Spur der Zeit in das Antlitz der Menschen.

Lange schon ruht das heilige Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde im frieden Gottes und im Schatten des Bamberger Domes. Konrad II. hat des Reiches Regiment in die Hände seines Sohnes gegeben. Auch dieser sucht, gottesfürchtigen Sinnes, das deutsche Land zu befrieden und seine Stärke zu festigen gegen die noch immer anstürmende Gewalt der Feinde von außen.

Irmgard von Aspel überschaut mit klugem Auge den reichen Besitz, der ihr aus dem elterlichen Erbe zugefallen ist. Fast dreißig Jahre sind seit des Vaters Tode verstrichen. Die Mutter ruht schon siebzehn Jahre neben dem Gemahl in der Gruft zu Rees. Voll schlichter Güte und mit der sicheren Festigkeit der leid und lebenserfahrenen Frau geht Gräfin Irmgard, die Schwester zur Seite, den ihr vorgeschriebenen Weg. In ausgedehnten Landfahrten, begleitet von Ihrem Gefolge, reist die Herrin von Zeit zu Zeit von einem der Güter zum anderen, überall helfende und ratend, wo sie eine Not und einen Misstand antrifft. Bis an die niederländische Grenze erstrecken sich die Waldungen Aspels; seine Weinbergen an den Hängen des Siebengebirges werden von der Sonne überm Rheinstrom angeglüht die Orte Rees, Emmerich, Strahlen und Süchteln gehören zu den Herrschaften des Schlosses „ am Meer“.

Armut und Not finden seinen Boden, wo die milde Gräfin waltet. Aus den Einkünften ihrer Güter entsteht eine Stiftung nach der anderen. Die Bauern und Pächter sind zufrieden, und ihr Mund wird beredet, wenn sie die Sorgen um Vieh und Fruchtland mit ihrer Herrin besprechen können, die versteht und hilft.

Der Kaiser ist Irmgard in großer Huld zugetan. Nicht nur weil ihr freundlich klugen Regiments ihm eine starke Hilfe wird in dem stets brodelnden Kessel der Gier und Habsucht seiner Großen am Rhein. Eine innere Gleichstimmigkeit der Seelen zieht ihn zu der edlen Verwandten hin. Irmgards Einfluß soll sich, so will es Heinrich III., so weit wie möglich ausbreiten im westlichen seiner Gaue. Darum überweist er Ihr zur Abrundung der Aspeler Gebiete ansehnliche Lehensgüter jenseits des Rheines. Die Urkunde ist von seinem Kanzler, dem Erzbischof von Mainz ausgefertigt. Sie trägt den Tag dieses hohen Gunstbeweises an „die geliebte Nichte Irmgard“ das Datum vom 15.Februar 1041 und ist im Archiv der Stiftskirche zu Rees noch heute zu sehen….

In der Frauenstube auf Schloß Aspel sitzt Gräfin Irmgard über eine Webe eingefärbter Leinwand von riesigem Ausmaß gebeugt. Ab und zu ruht ihre fleißige Nadel. Dann schweift der Blick der Stickerin durch den Auslug des Türmchens zu dem schönen Land, das sich um die Burg schmiegt wie ein schimmernder Prunkmantel. Der See liegt glatt unter dem ruhenden Sommertag. Um Ufer säumen zwei Reihen hoher Pappeln den Pfad, der nach Rees hinunterführt. Wie ein geöffnetes Tor lassen Sie den blitzenden Tag herein am jenseitigen Ende. In diesem Tor aber steht schön wie ein frommes Bild im Rahmen die Stiftskirche, die Irmgard und Ermentrud zum Gedächtnis an die Eltern haben bauen lassen.

So lieb ist Irmgard dieses Bild vom Fenster des Frauensaals aus. Ist doch ihr Fuß unzählige Mahle dort gegangen, wenn Ihr Herz Sie drängte, im Heiligtum in Rees zu beten. Sie liebt die einsame Stunde vor dem Altar, die Stille Zwiesprache mit Gott.

Die Reeser und die von Aspel schauen die hoheitsvollen Frau ehrfürchtig nach, wenn Sie ihr auf dem Wege begegnen. Sie nehmen das liebreiche Lächeln, das ihnen von der Herrin so gern geschenkt wird, als besondere Freude in ihren Tag. Kein Wunder, wenn unter ihnen eine Mär aufsteht, lieb wie die Aspeler Schloßfrau selber, eine Mär um jene Kirchgänge von Aspel nach Rees: Die Blumen, die Frau Irmgards Fuß berührten, welken nicht. Sie blühen fort und fort, durch den Herbst bis in die tiefsten Winter hinein. Anfang

Fortsetzung Folgt

Anfang => Die Geschichte der Heiligen Irmgardis

Freitag, 8. September 2023

Irmgardisoktav 10.-17.09.2023

 

Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet,

Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.

Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz,

für den er sich anstrengt unter der Sonne (Koh 1,2-3).

 


Das Programm zur Oktav finden sie hier!

Samstag, 6. Mai 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 3. Sturm des Schicksals - Folge 2

3. Sturm des Schicksals

Schloss Heimbach

Kaum daß sie die Burg hinter sich haben, stößt eine Schar Bewaffneter zu den Reisenden. „Gevehard“, entfährt es der erstaunten Gräfin, „Gevehard, schickt Euch die Vorsehung hierher?“ Gevehard, ein Kindgespiele der Gräfin, hatte auf seinen Gütern im Eifelwald von den Übergriffen Balderichs gehört. Ungesäumt war er den Frauen entgegengeritten. Nun bietet er sich als Beschützer an.

„Wir danken Euch für eure Treue“, sagt die Gräfin leise und warm. „Davon haben wir nicht allzu viel erfahren seit meines Gemahls schmerzlichen Tot.“ Erlaubt mir, Euch bis zur Burg Heimbach das Geleit zugeben; die Zeiten sind unsicher und die Reise nicht ohne Gefahr.“

Die Straße zieht zuerst durch Wiesengrund dem festen Rees entgegen. Dann biegt Sie leicht nach dem Süden ab und lenkt dem Rheinstrom zu. Mit der Fähre würde man an das andere Ufer übersetzen und endlich hinter dem Aachener Land in die Berge hineinstreifen. Als der Strom in der Ferne aufblitzt, trabt einer auf einem Pferd in die Richtung auf Aspel zu. Der drängt dicht an das Pferd Irmgards heran. „Nun reite ich doch wieder auf die Burg“, zischt es an Irmgards Ohr. „Hörst du, an den See, wo man mit dicken Steinen die Fische treffen kann. Und dich, dich fange ich mir doch einmal.“… Und drückt dem Pferd die Sporen in die Weichen, daß es senkrecht Aufsteigt, und rast davon. „Der Goswin!“ murmelt blaß das Mädchen. Und Ihre Hand die die Zügel hält, zittert. …

Am Rhein liegt der Abend schon über dem Wasser und mischt sein rotes Gold in die rastlos ziehenden Wellen. „Wohin sie nur alle streben?“ meint Irmgard, die zum erstenmal vor dem prächtigen Strome steht und an dem wunderbaren Anblick ihrer Schrecken vergißt. „Unaufhörlich löst eine Welle die andere ab. Nichts bleibt. Alles zerfließt, wie auch unser Leben zerfließt, wie auch unser Leben zerflossen ist seit des Vaters Tod.“

Sonntag, 9. April 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 3. Sturm des Schicksals - Folge 1

 3. Sturm des Schicksals 

Graf Godizos Wunden wollten nicht heilen. Woche um Woche zog ins Land, ohne daß eine Besserung eintrat. Siech und elend lag der sonst so lebensfrohe in seinem Gemach. Er klagte nicht. Aber die Wolke über seiner Stirn wurde immer düsterer. Immer seltener richtete er das Wort an die Frauen, die ihn mit leiser, linder Liebe betreuten. Denn auch Irmgard schien seit des Vaters Krankheit von fraulichem Ernst erfüllt, der weit über ihre Jahre ging. Die Mutter fand in der Tochter eine Stütze, die Sie nicht missen mochte in den schwarzen Tagen. Bei Irmgard wusste sie auch ihre jüngstgeborene, die kaum zweijährige Ermentrud, in besten Schutz.

Als die Lenzsonne wiederum milder übers Land scheint, sitzt Irmgard mit der kleinen

Schwester an der Wiese „am Meer“. Sorglos die kleine. Ihre Hände haschen nach den ersten Faltern und graben mit drolliger Ungeschicklichkeit die Lederblümchen aus der duftenden Erde. Irmgard aber sieht das Spiel von Licht und Schatten in dem Laub der alten Buche und sinnt über das Leid nach drüben im Schloß: Wie soll ich es anfangen, da hinein Licht zu tragen? O wenn doch die Muhme da wäre! Die könnte vielleicht raten und helfen…

Droben aber wechseln die Eltern ernste Rede. „Sei mir darin zu Willen“, bitte der Graf sein Weib mit dunkler Stimme. „Ich sterbe ruhiger dann“ … Mit Tränen in den Augen wehrt die Schloßfrau: „Sprich nicht vom Sterben, mein Gemahl. Denke an die Kinder. Denke an mich. Du wirst genesen an der größeren Kraft der sommerlichen Sonne“… „Ein Austausch mit einem Freund ist mir willkommene Freude. Glaubt mein Weib, das Freude mir schaden kann?“ „Ich will ihn zu Gast bitten“, seufzt die Gräfin, „möchte dir die Anstrengung nicht von Übel sein“…

Etliche Tage später sprengt Graf Gerhard vom Moselgau zum Schloß Aspel hinan. “Ihr seid mir vertrauenswürdig, Graf. Denn edle Sippe, wie seine edlere im Land, nennt Ihr Euer Eigen. Und Ihr habt einen blanken Schild und ein tapferes Herz, das sich hilflosen gern annehmen wird.“ Rasch streckt Graf Gerhard dem Siechen die Hand entgegen. „Sorgt Euch nicht. Ich will die Euren schon schützen. Und mögen noch so viele Feinde gegen Sie aufstehen. Hei, Waffenwerk und Waffenruhm! Wo es ehre zu erringen gibt, fehlt der Moselgau nie!“ Die helle Luft am Kampf lodert aus der jungen Ritters Blick. Er war tapfer und wollte auch ehrlich halten, was er versprach. Daß er durch seine Gemahlin, die Gräfin Eva, ein nahester Verwandter des Kaiserpaars geworden war, schien beim Grafen Godizo Grund genug, gerade ihn den Schutz und die Sicherheit der seinen anzuvertrauen.

Trotzdem bestürmen nach jener Unterredung, von der er sich klare Beruhigung versprochen hatte, erneut düstere Zweifel seine Seele. Ist Gerhard wirklich der Mann, in dessen Hut er sein Lieben wissen möchte, wenn man ihm, dem Grafen am Meer, bald den Grabhügel gewölbt haben wird und die Totenpsalme gesungen?

Freitag, 7. April 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 2. Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Haus Aspel 1894

Kindertage auf Burg Aspel - Folge 2

Da schallt von unten die Stimme des Burgherrn. Scharf, befehlend. Knechte laufen hin und her, das Tor wird dröhnend zugeschlagen. Die Gräfin geht mit Irmgard dem Vater entgegen, der aufgebracht vor seinem Knecht steht und einen Streifen gesiegelten Papiers hält, das ihm der Kapellean gleich lesen soll. Im selben Augenblick mit der Gräfin und Irmgard tritt dieser zu der finsteren Gruppe. Der Knecht ist vom Herrn Godizos Mannen aufgehalten worden, als er voller Heimlichkeit Botschaft trug zwischen Udela und Balderich: „Wenn du mir helfen willst gegen Aspel, soll es dich nicht reuen. Gemahl der Udela zu heißen, ist wahrlich nicht geringe Ehre“…

„Du kannst gehen“, herrscht der Graf den Knecht an, „sag Deiner Herrin, du habest die Botschaft in die rechten Hände gelegt, und laß dir den Botenlohn von ihr selbst auszahlen.“

Auf Aspel begann noch am gleichen Tag gewaltiges Rüsten. Man wusste, dass man sich vorzusehen hatte. Bei all dem herrschte ruhige Zuversicht. Graf Godizo durfte es auf eine Belagerung ankommen lassen. Seine Burg war weitum gerühmt wegen ihrer Festigkeit und der Höhe ihrer Türme. Sie war nur von einer Seite her für den Feind zugänglich. Auf allen anderen jedoch aufs trefflichste geschützt durch „ das Meer“ und das sie umgebende Sumpfgelände.

Es dauerte denn auch nur wenige Tage, bis der Wächter heranziehende Reiter meldete. Balderich schickte sich mit anderen Verbündeten zu einem Sturm auf Aspel an. Vergeblich. Das Schloß behauptet sich. Wütend zogen die Belagerer schließlich wieder ab. Aber sie ließen ihren Zorn an der wehrlosen Bevölkerung in den benachbarten Gebieten aus. Fruchtbare Acker wurden verwüstet, die Gehöfte ein Raub der Flammen.

Der Graf aber war durch einen Pfeil an der Schläfe getroffen worden und liegt nun mit verwundener Stirn auf einem Lager. Seine Gemahlin sucht lindernde Salben und die weichsten Tücher, den Brand in der Wunde zu kühlen.

Irmgard streichelte leis die Hand des geliebten Vaters. Sie mag nicht wie sonst in den Garten hinuntergehen und zu ihrem Lieblingsplatz „ am Meer“. Sie sieht nicht die Sonne auf den Wegen vor dem Schloß. Sie sieht nur den Vater mit der dicken Binde um den Kopf, die Mutter, aus deren Antlitz jedes Lächeln gewichen ist. Wie soll man denn das Licht in das Dunkel tragen, wenn alles Licht zerbrochen ist und verweht wie Staub im Sturm? 

Fortsetzung => 3. Sturm des Schicksals

 

Freitag, 24. März 2023

Die hl. Irmgard von Aspel - 2. Kindertage auf Burg Aspel - Folge 1

 

Kindertage auf Burg Aspel - Folge 1 

Irmgard ahnt noch wenig von drohender Gefahr, die sich um ihr kleines Leben zusammenballt. Noch atmet ihre Seele Paradieseshauch. Noch weiß sie nichts vom Hass und Neid der Menschen. Alles ist so selbstverständlich in ihrer Kinderwelt: die Sorge der liebenden und heißgeliebten Mutter, die hingebende Treue Gerburgas, der alten Kindermagd, die herrlichen Augenblicke, wenn der Vater zu Hause ist und mit seinem Kind fröhlich scherzt. Achtsam erlauscht sie sein Kommen; jauchzend springt sie ihm entgegen, wenn er müde und bestaubt durchs mächtige Schlosstor reitet.

Lauter Glück und Geborgenheit ist Irmgards Reich. Dazu gehört auch der Garten, der sich hinter der Burg zum Walde hinzieht. Dort spielt sie unter den dickstämmigen Buchen und den knorrigen Eichbäumen. Dort vergnügt sie sich auf der Wiese, die zwischen dem Wachtturm und dem Graben blüht. Oder aber sie sitzt stundenlang bei den Silberpappeln "am Meer", dem großen See, der die Burg uneinnehmbar macht.

Der Wind haucht blitzende Kreise auf die Wasserfläche. Die Sonne wirft Goldstaub über das Geringel. Mücken tanzen ihre zuckenden Reigen im warmen Licht. Das Kind sitzt davor und schaut dem Leuchten zu und dem vielfältigen, spielendem Leben, das auch in ihm selbst pulst. Am jenseitigen Ufer sieht sie das Schloss ragen. Drinnen weiß sie die Mutter und die vielen aus dem Gesinde, die immer gut sind und lachen, wenn das Kind erscheint.

!Irmgard!" klingt da eine Knabenstimme von der Plankenbrücke her, die zu einer schmalen Landzunge führt. Über den Steg gelangt man schnell zu der äußersten Spitze der kleinen Halbinsel: ein wunderschönes, ganz von Wasser umgebenes Plätzchen, das zu betreten leider die Mutter strenge verboten hat. "Irmgard, wo steckst du?" Zornig und böse klingt es. "Komm schnell, sonst..." Das Kind fährt bei diesem Ruf zusammen. Es lässt die Blumen fallen, die es durch prunkvolle Verschlingung der Stiele zu einem Kränzlein flechten wollte. Hastig springt sie von der übermoosten Baumwurzel. Der Goswin! Wie kommt der wieder in die Burg? Irmgards Herz stößt in wilden Stößen. Immer wenn Goswin in der Nähe ist, überkommt sie jähe Angst. Da taucht er schon aus dem Gebüsch am Ufer. "Irmgard, was treibst du da so allein? Komm, wir spielen!" Ein wohlgezielter dicker Stein schlägt platschend neben dem Kind in den See. Das aber fängt an zu weinen und läuft dem Schlosse zu. "Lauf nur, dumme Trine, ich werde dich schon fangen...Dann sollst du was erleben."

Wütend springt der Junge der fliehenden her. Diese aber schreit zum Erbamen: “Mutter, Mutter!“ und „Gerburga, Gerburga!“… Wenn die doch in der Nähe wäre, die Gerburga! Denn nun ist in dem Kind wirkliche Not!

Goswin ist das erste Dunkel in diesem hellen Kinderleben. Er bringt Bedrohung, Schrecken, atemraubende Furcht. Goswin stört nicht nur böswillig jedes Spiel. Er reißt Irmgard an den blonden Haaren, er peinigt Sie wo und wie er nur kann.

„Warte, ich will dich schon fangen.“ Dies Kriegsgeschrei jagt das kleine Mädchen unzählige Male aus seinem lieblichen Spiel. Jagt es, bis es in schützenden Armen sich beruhigen kann, bis die dunkle Not in der Kinderseele vom guten Wort der Mutter oder der Amme gebannt wird.

Graf Godizo hat den halbwüchsigen einmal im Stalle bei den Pferden überrascht, wie er voller Hingegebenheit sein abscheuliches Tun die Tiere quälte. Ein anderes Mal traf er ihn hinter dem Gesindehaus, damit beschäftigt, einer Lerche die Augen auszustechen. Graf Godizo hatte den Knabenscharf zur Rede gestellt und ihm verboten, je wieder ins Schloß zu kommen. Seitdem hatte sich die Spannung zwischen Godizo und Balderich, des Knaben Vater und des Aspeler Grafen Waffengefährten beim Sturm auf Uplade, noch verschlechtert. Das diese Entfremdung bestand und wuchs, war dem Grafen „vom Meer“ eine ebenso traurige wie rätselhafte Tatsache. Seitdem Balderich im Verein mit Godizo die Feste Uplade gebrochen hatte, wich er dem Freunde offensichtlich aus. Er erschien nicht, als das der Graf zur Jagd lud und das frohe Halaliklang in den dichten gräflichen Wäldern. Er fehlte im Herrensaal beim Bankett, als Godizo mit seinen Mannen den Sieg über die unholde Gräfin Udela feierte.