Donnerstag, 17. November 2022

Sturmnovene zum heiligen Josef

In der Irmgardisstadt Süchteln liegt im dortigen Johannestal die Landesklinik. Dort war in den 20er Jahren auch eine Orthopädische Provinzial Kinderheilanstalt, diese wurde geführt von den Schwestern der Genossenschaft der christlichen Schule der Barmherzigkeit. (In Deutschland genannt "Paderborner Schwestern der christlichen Schulen von der Barmherzigkeit", Mutterhaus Heiligenstadt). Die ersten beiden Schwestern trafen am 29. juli 1921 in Süchteln ein.... also vor ziemlich genau 100 Jahren. 

Aufgrund der schnellen Vergrößerung der Kinderheilanstalt wuchs auch die Zahl der Schwestern zusehends... und hatte 1927 bei der Eröffnung der Erweiterungsbauten bereits die Zahl von 40 Schwestern erreicht. In den 50 Jahren gehörten dem Süchtelner Konvent rund 50 Ordenschwestern an. Sie waren in der Pflege und in allen Bereichen der Klinik tätig, ob es nun Küche, Wäscherei, Verwaltung und Reiningung, Sakristei oder Beschäftigungstherapie waren. Hier ist ein Blick in die Arbeit der Schwestern in der Orthopädie zu sehen, hier.

Im Jahr 2004 zählten noch sieben Schwestern zum Konvent Süchteln.Sie waren nicht mehr in der Krankenpflege tätig, machten aber noch betreunede und seelsorgerische Dienste. Die Altersgrenze machte es erforderlich, dass sie in ihr Mutterhaus im westfälischen Bestwig und andere Ordenshäuser zurückberufen wurden. Am 11.12.2004 wurden sie verabschiedet. Und am 22.3.2005 reisten dann auch die letzten drei Schwestern ab. 

In den 83 Jahren die die Ordenschwestern in Süchteln waren, erlebten sie auch sehr schwierige Moment. Hier wird vom Ende des zweiten Weltkriegs berichtet und dem Einmarsch der Amrikaner in der Orthopädie.

Sturmnovene zum heiligen Josef

Im Zweiten Weltkrieg war auch die Orthopädie von Bombenangriffen und Artilleriebeschuss betroffen. Not und Mangel, Bomben und beschuss, Evakuierungen, Einquartierungen und Kriegslazarette waren zu bewältigen.Nicht zu beschreiben ist der persönliche Einsatz, um mit diesen Schwierigkeiten fertig zu werden und dennoch den jungen Patienten zu helfen. 
 
Schwester Maria Roswitha erzählt wie sie am 1.3.1945 das Ende des Krieges erlebte, als die Amerikaner über die "Rodelbahn" von den Süchtelner Höhen herab und in der Nacht polternd die Treppe herunter kamen: "Gegen Mitternacht werde ich wach, höre englisdche Laute und meinen Namen rufen. "Hier ist die Schwester", höre ich auf deutsch.
 
"Bloß nicht an mein Bett, ich ziehe mich an", rufe ich. Ob er es verstand, ich weiß es nicht, jedenfalls kommt er nicht, er wartet. Dann: "You are sisters here?" - "Yes!" - "It is war. We are looking for German soldiers." - Here no German soldiers, here is a Childrens Hospital! We are under." Mit diesem Hinweis auf die jungen Patienten im Keller gaben sich die Soldaten zufrieden und verzichteten auf eine weitere Untersuchung des Hauses.
Einige wenige Schwestern, die sich zum schlafen niedergelegt hatten, hörten erst am anderen Morgen von den Vorgängen in der Nacht. So ruhig und still hatte sich alles vollzogen. 
 
In der Zeit nach dem Krieg berichteten dier Schwestern von einer verlangten Räumung der gesamten Klinik und einer "Sturmnovene zum heiligen Josef" mit den Kindern, die offenbar am 18.03.1945 erhört wurde. "Ich höre noch das erlösende Wort des Captain: Sie können bleiben hier!"


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